Umstellung in der in-vitro-Resistenztestung
Am 01.03.2021 wird unser Labor das EUCAST-System (The European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) zur in-vitro-Resistenztestung von Mikroorganismen einführen. Dieses wird, nebst den Empfehlungen des „Nationalen Antibiotika-Sensitivitätstest-Komitees (NAK)“, das bisher verwendete amerikanische System CLSI (Clinical Laboratory Standards Institute) ersetzen.
Das EUCAST-System berücksichtigt stärker klinische und pharmakokinetische Aspekte der antimikrobiellen Therapie und definiert Standards für die Korrelation zwischen in-vitro-Empfindlichkeitsergebnissen und klinischer Wirksamkeit. Da diese Korrelation allerdings nicht für alle relevanten Mikroorganismen möglich ist, wurden für wenige Mikroorganismen und Antibiotika keine Grenzwerte definiert.
Zwei Hauptmerkmale definieren die Empfindlichkeitsbewertung des EUCAST-Systems:
I. Neue Definition der „intermediären“ Empfindlichkeit:
In der bisher verwendeten Bewertung der Empfindlichkeit von Mikroorganismen gegen Antibiotika wurden die Keime als „sensibel“, „intermediär“ und „resistent“ kategorisiert, wobei die Bewertung „intermediär“ dann zustande kam, wenn der Keim in vitro von einer Konzentration dieses Antibiotikums inhibiert wurde, die mit einem unsicheren therapeutischen Ergebnis assoziiert war.
Nach EUCAST wird die Bewertung „intermediär“ durch die neue Definition „sensibel bei erhöhter Exposition“ ersetzt. Eine erhöhte Exposition eines Keimes gegen ein Antibiotikum beruht im Wesentlichen auf drei Hauptmechanismen:
1. Höhere Dosierung von Antibiotika
2. Optimierte Darreichungsform, z. B. prolongierte Infusionsdauer bei etlichen β-Laktam-Antibiotika
3. Natürliche Anreicherung des Antibiotikums am Infektionsort
Für die Erzielung einer höheren Exposition stellt die Hochdosis-Therapie den wichtigsten Mechanismus dar. Um zu erkennen, welche Antibiotika bei entsprechender Indikation mit der empfohlenen höheren Dosierung angewandt werden könnten, werden die Wirkstoffe als „SH“ auf dem Antibiogramm gekennzeichnet.
Die empfohlenen Standard- und ggf. höheren Dosierungen sind den entsprechenden Tabellen auf der Homepage von EUCAST1) bzw. des NAK2) zu finden.
II. Besonderheiten der MRGN-Klassifikation:
Eine „intermediäre“ Resistenz wurde bislang im Kontext der multiresistenten gramnegativen Stäbchen (MRGN) nach der Empfehlung der „Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO)“ des Robert Koch-Instituts als „resistent“ bewertet (I = R). Nach der neuen EUCAST-Bewertung gelten „intermediäre“ Ergebnisse als „sensibel“ (I = S). Für Enterobacterales, Acinetobacter-bau-mannii-Komplex und Pseudomonas aeruginosa hat das zur Folge, dass für die Leitsubstanzen nicht mehr „R“ und „I“, sondern nur noch die Bewertung „R“ zugrunde gelegt wird.
Zu beachten ist, dass jeder Carbapenemase-Nachweis weiterhin zur Klassifikation 4MRGN führt, ob-schon Carbapenemasen nicht zwingend immer eine Erhöhung der MHK von Carbapenemen bis in den resistenten Bereich bedingen. Daher kann auch ein Keim, bei dem die Empfindlichkeitstestung ein „inter-mediäres“ (selten auch sensibles) Ergebnis bei Carbapenemen ergibt, ein Carbapenemase-Bildner und ein 4MRGN sein.
1) https://www.eucast.org/fileadmin/src/media/PDFs/EUCAST_files/Breakpoint_tables/v_10.0_Breakpoint_Tables.pdf
2) https://www.nak-deutschland.org/dosierungstabelle.html)